
70.3 Oceanside
Oceanside 70.3 – Pro Series
Ich habe mich riesig darauf gefreut, beim ersten Rennen der Saison in Oceanside endlich meine Form unter Beweis zu stellen. Nach ein paar grossartigen Trainingslagern mit Patrick Lange auf Mallorca bin ich frühzeitig nach Kalifornien gereist, um optimal vorbereitet zu sein. Die Vorbereitung lief richtig gut, und ich war bereit, alles zu geben – besonders weil diese Saison die wichtigste meiner bisherigen Karriere ist.
Renntag – 4 Uhr morgens
Es war kalt und noch dunkel, aber ich war sofort hellwach – fokussiert und bereit für die Aufgabe, die vor mir lag. Mein Ziel: eine Top-10-Platzierung in diesem stark besetzten Feld und den Anschluss zur Spitze halten, um wichtige Punkte für das Pro-Series-Ranking zu sammeln. Mein Training war in den letzten Wochen eher auf die Langdistanz ausgerichtet als auf 70.3, deshalb war ich ein wenig besorgt, ob mir die nötige Geschwindigkeit fehlen könnte.
Schwimmstart
Noch immer dunkel. Eiskalte Luft. Und das Wasser war sogar noch schlimmer. Ich zitterte und brauchte dringend ein Warm-up – aber das war bei diesen Bedingungen kaum möglich. Ich stellte mich gut positioniert in der Mitte des Feldes mit rund 70 Profi-Männern auf. Ein riesiges Feld, viele bekannte Namen – darunter ein Olympiasieger und drei Ironman-Weltmeister. Ich dachte nur: „Mal sehen, ob ich hier in die Top 10 kommen kann…“
Direkt vom Start weg fühlte ich mich eigentlich gut. In einem Ironman bin ich meistens nach 150 m allein, aber hier war ich noch von vielen Athleten umgeben. Es war sofort klar: Das wird ein richtig hartes Rennen. Ich konnte kaum etwas sehen – es war einfach noch zu dunkel – und ich hatte keine Füsse vor mir um in den Wasserschatten zu kommen. Nach etwa 200 m war ich schon völlig am Limit und musste Tempo rausnehmen. Die anderen zogen vorbei, und ich kämpfte nur noch darum, dranzubleiben. Ich schnappte regelmässig nach Luft, schluckte viel Wasser und kam einfach nicht wirklich vorwärts. Nach etwa einem Kilometer kam endlich die Sonne raus – was es aber irgendwie noch schlimmer machte, denn nun war ich zusätzlich geblendet. Ich wollte einfach nur noch raus aus dieser Waschmaschine!
Ich kam abgeschlagen aus dem Wasser, völlig ausser Atem – aber mit dem festen Willen, wieder aufzuholen. Vom Ausstieg bis zum Fahrrad lief ich so schnell wie ich nur konnte. Mir war klar, ich muss irgendwie in die erste Radgruppe kommen – das war meine einzige Chance auf ein Top 10. Mein Fehler: Ich habe meine Socken angezogen. Diese paar Sekunden haben mich die Gruppe gekostet. Ich hätte es fast geschafft, aber das Tempo war so brutal, dass ich reissen lassen musste – obwohl ich voll pulle gefahren bin.
Zu allem Überfluss hat sich mein Garmin nicht mit dem Powermeter verbunden. Ich musste ihn nach etwa 15 Minuten manuell koppeln – leider war ich da längst im Niemandsland, solo-rider. Also: Fokus auf Wattwerte und Herzfrequenz!
Bei einem U-Turn sah ich plötzlich Lionel Sanders direkt hinter mir. Das war meine Chance! Ich machte mich bereit, mich an sein Hinterrad zu hängen – die einzige Möglichkeit, wieder in Richtung Spitze zu kommen. Ich fuhr etwa 320 Watt bei 160 Puls, aber sobald ich bei ihm dran war, ging’s hoch auf 360 Watt und 168 Puls – und das für 15–20 Minuten. Es war brutal, aber wir so schnell unterwegs, dass kann für die erste Gruppe reichen. Es war die perfekte Fahrt – bis zum ersten Anstieg. Lionel radelte wie eine Maschine von mir weg. Ich habe alles versucht dranzubleiben, aber Bergauf hatte ich keinen Windschattenvorteil und ich war schon sehr am Limit. Er war weg.
Den Rest der Runde fuhr ich allein und gab alles, um so nah wie möglich an der Spitze zu bleiben – für die Pro-Series-Punkte.
Beim Abstieg vom Rad war ich komplett platt. Die Beine schwer wie Blei. Ich wusste nicht, ob ich das Rennen überhaupt zu Ende laufen kann. Aber kaum hatte ich meine ON Strikes an, änderte sich alles. Plötzlich fühlte ich mich gut. Die Energie war zurück. Ich fand meinen Rhythmus und begann zu pushen.
Ich überholte einen Athleten nach dem anderen und arbeitete mich immer näher an die Top 10 heran. Obwohl ich mit so müden Beine vom Radfahren gestiegen war, trugen sie mich erstaunlich gut. Ich spürte, dass ich schnell unterwegs war. Auf der letzten Runde kam ich auf Platz 8 und wollte diesen einfach nur noch ins Ziel bringen. Ich begann zu schwächeln, und bei noch 2 km fing es an: Krämpfe. Ich hatte echt Angst, dass ich stehenbleiben muss. Aber ich habe mich durchgebissen, die Krämpfe in den Beinen einfach nicht beachtet, bis ich endlich die Ziellinie sah. Die letzten Schritte schmerzten sehr fest und ich war fix und fertig – aber es hat sich sowas von gelohnt.
Ergebnis: Platz 8
Nach dem katastrophalen Schwimmstart war dieses Top-10-Ergebnis einfach nur genial! Mein Fokus liegt zwar voll auf dem Ironman Texas, aber dieses Rennen hat mir einen riesigen Motivationsschub gegeben – in drei Wochen geht’s weiter. Wünscht mir Glück!